Gesamtschule -Die Antwort auf das Scheitern bisheriger Bildungspolitik

Alle Eltern kennen das Problem: Mein Kind hat die vier Jahre Grundschule absolviert. Was wird jetzt mit meinem Kind? Geht es aufs Gymnasium oder in die Regelschule? Wird es den Realschulabschluss schaffen? Wird es auf die Hauptschule abgeschoben? Sollten wir es wagen, unser Kind aufs Gymnasium zu schicken? Fragen über Fragen, die am Ende über die Zukunft der kleinen Menschen entscheiden. 

Fangen wir mit dem Gymnasium an.Am Ende der Schullaufbahn steht das Abitur, das in unserer Zeit längst nicht mehr den Stellenwert hat, den man voraussetzt. Ein Abitur dient dazu, dass der junge Mensch eine universitäre Laufbahn einschlägt. Doch immer mehr Arbeitgeber hochwertiger Ausbildungen setzen das Abitur bei Bewerbern vor Abitur bei ihren Bewerbern voraus. Warum? Weil das Abitur längst nicht mehr den Stellenwert in unserer Gesellschaft hat, den es einst hatte. Da macht die Schule etwas falsch! Nein, keinesfalls, denn seit Jahren werden Lehrer gezwungen mit ihren Anforderungen immer weiter nach unten zu gehen, weil bereits in den Grundschulen die Anforderungen abgespeckt werden. Diese milden Anforderungen setzen sich dann in den weiteren Jahren fort. Selbst bei den Abschlussprüfungen werden die Aufgaben immer leichter. 

Einfach gesagt, hat ein Gymnasiast am Ende die Kenntnisse eines Realschülers aus den 90er Jahren. Diese Formel ist sehr pauschalisiert, aber sie trifft den Kern der Sache, denn dieses Abspecken setzt sich auch in den beiden anderen Schulformen fort. Reichte es in den 90er Jahren noch, dass ein Schüler, der einen handwerklichen Beruf ergreifen wollte, die Hauptschule zu absolvieren, dann braucht er heute zumindest den Realschulabschluss. Demzufolge braucht niemand mehr den Hauptschulabschluss, denn damit hat ein junger Mensch heute keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt. Gibt es dafür eine Lösung?

Ich sage, es gibt sie. Für mich heißt die Lösung Gesamtschule oder Gemeinschaftsschule. Schüler können hier gemeinsam bis zur Klasse 10 lernen. Für die schwächeren Schüler gibt es eine Prüfung, die sich an der Hauptschulprüfung orientiert, leistungsstärkere werden bereits in Klasse 9 oder 10 in den Kernfächern Deutsch, Mathe und Englisch gefördert, das sie in drei Jahren nach Klasse 10 das Abitur ablegen können. 

Welchen Vorteil hat diese Schule? Ganz einfach. Alle Kinder werden gleichwertig unterrichtet. Schwächere werden ebenso gefördert wie stärkere. Stärkere helfen den Schwächeren. Das bedeutet wiederum die Ausbildung der sozialen Kompetenzen, dass nicht jeder gleich ist, dass man Schwächeren hilft und dass kein Schüler ausgegrenzt wird. 

Im Grundgesetz ist das Recht auf Bildung verankert, gleich welcher Herkunft  und immer nach den Gegebenheiten, und wird mit der Gesamtschule umgesetzt. Alle Schüler haben das gleiche Recht auf Bildung, sie werden nach ihren Anlagen gefördert. Wir müssen unseren Kindern wieder das Gefühl geben, dass sie, auch wenn sie Schwächen haben, sie sich dennoch entwickeln können. Dafür muss unsere Gesellschaft einstehen. Der Unterschied zwischen gut gebildeten und nur halb-herzig gebildeten Menschen muss endlich ein Ende haben. Auch wer aus den sogenannten bildungsfernen Elternhäusern kommt, muss die Chance haben, eine gute Bildung zu bekommen. Mit der derzeitigen Struktur wird da allerdings nicht garantiert. 

Warum habe ich nun den Artikel geschrieben? Die Antwort liegt auf der Hand. Ich plädiere für die Gesamtschule und finde Vergleiche mit den polytechnischen Oberschulen zu DDR-Zeiten finde ich billig und nicht mehr zeitgemäß, da. ganz gleich wie man zur DDR stand oder steht, der Vorteil der gemeinsamen Bildung nicht von der Hand zu weisen war und ist. Sicher sollen Kinder mit außergewöhnlichen Leistungen auch weiterhin das Gymnasium besuchen. Aber es bringt den Kindern wenig Vorteil, wenn die Eltern sie im Gymnasium anmelden, nach einiger Zeit merken, dass das Kind doch überfordert ist und dann nach einer Realschule suchen. Besser ist es dann doch, das Kind an die Gesamtschule zu schicken und wenn es sich herausstellt, dass das Kind für einen höheren Abschluss geeignet ist, dann das Abitur über die Gesamtschule abzulegen. Den Kindern kommt das auf jeden Fall zugute. Und die Eltern haben die Sicherheit, dass dem Spross alle Bildungsmöglichkeiten offen bleiben. 

Gesamtschule bedeutet also optimale Bildung für Kinder und weniger Druck für Kinder und Eltern, die wissen wollen, dass ihre Kinder bestens auf den Arbeitsmarkt und das Leben vorbereitet werden sollen.

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Kerstin Schulz