Da war ich doch am Wochenende zu einem Folkfestival. Für mich war es das erste Mal. Und ehrlich gesagt, ich wusste nicht, was ich eigentlilch da sollte. Zählte doch bis zu jenem ereignisreichen Tag der Irish Folk nicht gerade zu dem Genre, was mich fesselt. 

Und dann war da auch noch die Belehrung, dass Folk nichts anderes bedeutet als Volksmusik. Bitte, wie? Ich und Volksmusik. Da ertöne in meinen Ohren solche Sounds wie Blasmusik und Biergartenfest. Hilfe! Wer kann mich davor retten?

Doch dann hörte ich die ersten Klänge und ich war angenehme überrascht. Das hatte nichts mit dem zu tun, was ich mir unter Volksmusik vorgestellt hatte. Bin ich also doch ein Kulturbanause? Ich glaube nicht, denn eigentlich bin ich doch sehr vielseitig interessiert. Aber man kann sich auch nicht immer für alles gleich begeistern. 

Ob Lieder aus Irland, mal traurig, mal freudig oder Musik aus der Bretagne, ja selbst die urigen Countrygesänge machten mich zum Teil der Anhänger dieser Musik. 

Und auch wenn ich immer die Geige mit Klassik verbinde, außer bei David Garett, so konnte ich feststellen, dass der Könner aus und mit diesem Instrument tolle Töne zaubern kann. 

Bis nach Mitternacht hatte ich kein Verlangen, meinen Platz auf dem Sofa einzunehmen und mich von der Flimmerkiste berieseln zu lassen. Doch irgendwann sagten mir dann meine Füße: "Du bist schon im etwas fortgeschrittenen Alter. Langsam kannst du mal nach Hause gehen."

Und versorgt mit neuem Wissen über Folk und Volksmusik und den mitreißenden Klängen, die meine Ohren erobert hatten, schlich ich dann nach Hause und erklomm völlig erschöpft meine Liegestatt, auch Bett genannt.

Doch wenn ich mir diesen Abend noch einmal Revue passieren lasse, weiß ihc dennoch ganz genau, dass es auch weiterhin Musikrichtungen gibt, die mich nicht begeistern werden. Aber gewiss ist auch eines, dass ich immer offen für noch Unbekanntes sein werde. Findet man doch so die eine oder andere Liebe. 

Scheuen werde ich mich auch nicht ganz offen zu meinem Geschmack zu stehen. Sicherlich wird auch der Moment kommen, wo ich am Ende nicht begeistert sein werde. Ist es doch mit Musik genauso wie mit Büchern oder Mode. Jeder hat seinen Geschmack. Und wer mag schon entscheiden, ob ein Geschmack gut oder schlecht ist. Muss doch jeder Mensch seinen Stil finden, muss sich selbst oder zumindest Teile von sich in seinem Stil wiederfinden. 

Das fällt sicher nicht immer leicht, denn wir sind durch unsere Gesellschaft sehr an Trends gebunden um unseren Platz in der Gesellschaft zu sichern oder zu erobern. Sich selbst treu zu bleiben, ist da manches Mal hinderlich oder für den einen oder anderen ein Luxus. Aber genau durch die Vielzahl von unterschiedlichen Stilen wird unsere Gesellschaft bunt, wird sie lebendig.