Journalismus

Wie kritisch darf Journalismus sein

Als intensive FB Leserin bin ich immer weider verwundert, wie huldvoll der Vogtlandspiegel berichtet. Es gibt in meiner Heimatstadt nur Schönes zu berichten, Sport mit erfolgreichen Sportlern und tolle Veranstaltungen. Das mag alles sehr schön zu lesen sein, aber das reale Leben wird hier nicht widergespiegelt. Was passiert dann, wenn sich eine online-Zeitung wie die Huffington Post mal kritisch über das kleine Städtchen Greiz äußert? Es fallen alle aus den Wolken, schimpfen über einseitige Berichterstattung und Verunglimpfung unserer Lokalpolitiker. 

Sowohl die eine als auch die andere Form der Berichterstattung ist einseitig. Liest man dann noch die OTZ wird auch hier nur über Erfolge berichtet. Traut sich denn niemand mehr die Wahrheit zu sagen? Oder sind Wahrheiten im Wahljahr nicht erwünscht. Kritiker werden in Greiz als Meckerer bezeichnet. Hallo liebe Leute, das kann es nicht sein. 

Darf ich als gebürtige Greizerin nicht mal fragen, warum es in unserer Stadt mit der Entwicklung der Industrie nicht vorangeht? Warum Häuser, die eigentlich eine kostbare Fassade haben nicht renoviert werden? Warum von Seiten der Wirtschaftsförderung nichts dafür getan wird, dass sich noch mehr Industrie ansiedelt oder gar größere Unternehmen unsere Region als attraktiv erachten und hier neue Arbeitsplätze schaffen? 

Wieso wird nicht versucht, alte Traditionen wieder zu erwecken? Was ich damit meine? Ich meine eine Neubelebung der Textilindustrie. Schließlich steht Greiz noch immer unter dem Motto: "Was in Greiz gewebt und gefärbt, hält, bis es der Enkel erbt."

Klar bedeutet eine Aquirierung von Investoren das sogenannte Klinken putzen. doch klappern gehört zum Handwerk. 

Nun wird mir der kritische Leser vorwerfen, dass es vielen Kleinstädten in Deutschland ähnlich geht. Richtig. Doch sollen wir uns damit zufrieden geben? Ich bin für ein klares Nein. 

Lasst uns docch gemeinsam überlegen, wie wir neue Investoren für Industriebereiche finden. Lasst uns überlegen, wie wir den einstigen Plan von einer Tourismusgegend umsetzen können. Ich habe dafür beispielsweise schon feste Ideen. Angefangen von der Neubelebung der Textilindustrie bis hin zum Hotel für Familien und einem Romantik- und Wellnesshotel. Damit dürfte auch die Frage geklärt sein, welchen Beitrag ich dazu leiste, meine Heimatstadt wieder nach vorn zu bringen. 

Inwieweit meine Ideen umsetzbar sind, das müssen allerdings die entsprechenden Fachleute klären, denn dafür habe ich nicht die Kompetenz. Aber wie wäre es, wenn man endlich mal anfängt, statt immer alles erst mal platt zu reden. Lösungsansätze wären da schon mal ein Anfang. Nicht zu sagen, warum etwas nicht geht, sondern nach Möglichkeiten zu suchen, wie es geht. 

Sicher gibt es bei der Umsetzung Unwegbarkeiten. Sicher kann man auch scheitern. doch ist es nicht so, dass nur der Versuch klug macht? Und zudem kann man aus jedem haufen Steine, die einem in den Weg gelegt werden, wieder etwas Neues und Schönes bauen. Auch der Weg um den Steinhaufen herum, bringt dem Suchenden das Ziel näher. 

Warum ich diesen Beitrag geschrieben habe? Ganz einfach. Ich war wieder für einige Tage zu Hause, habe festgestellt, dass wir in einer traumhaft schönen Gegend wohnen, es aber leider für junge Menschen wenig Attraktives gibt, was sie nach Greiz ziehen könnte. Das fängt schon an bei den Einkaufsmöglichkeiten. Damit meine ich nicht Penny, Aldi & Co. 

Anjeder Ecke kann man aber nicht anfangen. Das würde bedeuten, dass man Baustellen aufreißt und sie nicht schließt. Ein schlüssiges Konzept müsste her. Dafür sind - und daran beißt die Maus keinen Faden ab - unsere Stadtväter nun mal verantwortlich. Wenn sie dann noch die Bürger mit ins Boot holen, werden sie ganz sicher auf eine große Freiwilligkeit stoßen. Davon bin ich überzeugt. 

In meinem Kopf kreist da ein Slogan: Altes bewahren und Neues integrieren.

Zum Schluss noch ein Wort an unsere Lokalredakteure: Auch Kritik kann Positives hervorbringen. Journalismus darf auch ruhig mal provokant sein, um auch den letzten aus seinem Winterschlaf zu wecken. 

Ich wünsche mir, dass ich auf diesen Artikel eine heftige und konstruktive Kritik bekomme. Aber bitte ohne Beleidigungen und Beschimpfungen. Nutzt eure Meinungsfreiheit auf einer soliden Basis.

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Kerstin Schulz