Steh auf Perle des Vogtlandes

Da liegt sie am Ufer der Weißen Elster, die kleine Stadt Greiz. Einst Perle des Vogtlandes, die aber nach Wende ihren Perlenglanz verloren hat. einst reiche Stadt durch Textilindustrie. Heute ist sie geprägt von Abwanderung der Jugend und die Wut über schlechte Entwicklung und Lebensbedingungen der noch dort Gebliebenen herrscht vor. 

Das kann nun so weitergehen oder es wird angepackt und wir - das sind auch diejenigen, die gezwungen wurden, ihren Lebensmittelpunkt anderswo anzusiedeln - schaffen es, unsere Heimat wieder lebenswert zu machen. Dass sich für das letztere viele entschieden haben, zeigt allein die Tatsache, dass es verschiedene Gruppen im sozialen Netzwerk gibt, die alle ein gemeinsames Ziel haben: Lasst die Perle des Vogtlandes wieder erstrahlen. Zudem gibt es Einzelpersonen, die sich auf verschiedene Art und Weise für das kleine idyllische Städtchen einsetzen. Angefangen von einer schon jahrelang währenden Idee zur Schaffung einer freien Universität bis hin zu realistischen Ideen für ein vernünftiges Tourismuskonzept. 

Und warum geht es dann nicht vorwärts, fragen sicher viele. Ganz einfach. Verfolgt man die einzelnen Konzepte, so fällt einem eines auf. Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Sieht man dann, dass die Stadt die vorgefassten Pläne vereitelt, dann ist das doch nur deshalb möglich, weil  alle irgendwie gegeneinander arbeiten. Als Außenstehender sieht man das scheinbar eher, als jemand, der direkt involviert ist. 

Da geht es um Verkehrsführung, die jetzt sofort geändert werden soll, Schaffung von Arbeitsplätzen oder doch lieber eine Wohnstadt oder lieber eine Dienstleistungsstadt? 

An dieser Stelle wage ich mich mal sehr weit vor und sage: "Verlasst endlich eure Position, euch profilieren zu wollen setzt euch alle an einen Tisch." Und wenn ihr dann zusammen sitzt, geht es erst richtig los. Alle Ideen auf den Tisch und sondieren, welche der Forderungen an erster Stelle stehen soll. Alles geht nicht sofort. Lieber kleine Schritte, als einen großen und dann erkennen, dass das Ziel nicht erreicht wird und es geht dann wieder zwei Schritte rückwärts. 

Probleme benennen - und ich wähle bewusst dieses Wort und sage nicht anprangern - ist die eine Seite, aber es ist dann auch wichtig, sich selbst mit einzubringen. Die Stadt zu kritisieren,. ist ein Teil der Demokratie. Selbstbestimmung heißt aber auch, selbst mit anpacken. 

Mir ist aufgefallen, dass die großen Kritiker  nie angeben, was sie selbst ganz konkret für eine schönere und lebenswertere Stadt tun wollen. Immer häufiger habe ich allerdings das Gefühl, dass sie die Emotionen der Menschen hochkochen lassen. 

Sicher kann nicht jeder an jeder Stelle mit aktiv sein. Doch sollten sich viele aktiv mit einbringen. Und genau da sehe ich den Mangel. Die Greizer - sie mögen mir verzeihen und mir die Einreise beim nächsten Mal nicht verweigern - sind etwas träge und ZU vorsichtig. Da hört man bei neuen Ideen schon mal Worte wie: "Na, ob das was wird. Warum soll ich mich denn unbeliebt machen? Warum soll gerade ich mich zum Deppen machen. Das können doch andere machen."

Und genau diese Einstellung hat mit dazu beigetragen, dass es jetzt so ist, wie es ist. Wie gesagt, diese Einstellung hat mit dazu beigetragen. Sicher liegen auch die Fehler bei der Stadt und Vieles,was geschrieben wurde, entspricht den Tatsachen. Aber wenn endlich alle, die etwas für Greiz erreichen wollen, sich an einen Tisch setzen, die Stadt dazu auffordern, sich mit an diesen Tisch zu setzen und umsetzbare Konzepte erarbeiten und auch umsetzen, dann geht es vorwärts. Vielleicht sollte sich alle mal den Bericht von MDR ansehen, der zeigt, dass sich die Ossis aufrappeln können und Tolles schaffen können. Nur mal so als Ratgeber. Nicht eins zu eins umzusetzen.

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Kerstin Schulz