Offen sein

Neues zulassen, Altes bewahren

Wer hängt nicht an seiner Heimat? Ich hänge sogar sehr daran, doch merke ich immer wieder, dass es im kleinen Fürstentum schwer ist, den Fortschritt hineinzutragen. Vielmehr etablieren sich hier Menschen, die meinen, sie seien der Nabel der Welt. 

Ideen einbringen ist notwendig, doch warum muss ich gleich immer alles umkrempeln? Weshalb konzentriert man sich nicht mehr auf das, was unsere Stadt ausmacht? Ich werde es wohl nie begreifen. Die Stillständler sind gefragt, denn alles, was Unruhe bringt, wird verteufelt. 

Doch beginnen wir mal etwas geordnet.

Seit Juli regiert ein neuer BM. Was ich bisher mitbekommen habe, versucht er alles, die Stadt wieder zum Glänzen zu bringen. Das dies keine leicht Aufgabe ist, weiß jeder, der die Misswirtschaft der letzten Jahre erlebt hat. Ich bin auf jeden Fall begeistert. 

Kommen wir zur Belebung der Stadt. Eine wunderschöne Vogtlandhalle - in der ich leider noch nie war - ist kultureller Mittelpunkt. Dazu kommt noch die KUGA  in der alten Papierfabrik. Doch all das nutzt wenig, wenn keine Besucher da sind. Stellt sich mir die Frage nach dem WARUM. Eine Umfrage habe ich dazu nicht durchgeführt, bediene mich stattdessen des Vergleichs, was ich kenne und wie ich hier im Westen meine Erfahrungen machen durfte. 

Menschen brauchen, sich Kultur leisten zu können ein Einkommen. An Angeboten hinsichtlich Jobs mangelt es in Greiz und Umgebung nicht. Doch wer arbeitet schon für einen Hungerlohn? Noch immer ist Thüringen das Niedriglohnland Deutschlands. Will ich jedoch die Stadt beleben, mehr Menschen in die Region locken, sollte ich mich als Arbeitgeber fragen, ob ich für den angebotetenen Lohn arbeiten würde. Ansonsten sollte ich das Arbeitsentgelt nach oben schrauben. Ein Vergleich des Bundesdurchschnitts könnte dabei hilfreich sein. Nur wer genügend Geld nach Abzug aller Verbindlichkeiten zur Verfügung hat, leistet sich ein Essen am Wochenende in einem Restaurant, kauft sich auch mal etwas Teureres oder nimmt eine schöne Veranstaltung mit. Und dass sich Menschen in das beschauliche Städtchen verirren, um zu bleiben, ist nicht ausgeschlossen. Schließlich finden sie hier auch Wohnraum satt, eine einzigartige Umgebung verbunden mit viel Natur. 

Ebenso sollten Bildungsangebote immer weiter ausgedehnt werden. Eine VHS gibt es ja. Warum nicht mal einen Kurs anbieten, der auch ausgefallen ist? Zweiter Bildungsweg ist das nächste Stichwort. Weshalb nach Gera abgeben, wenn es hier ebenso Anfragen gibt. Alles wächst, man muss es nur zulassen. Ja, es gibt ehemalige Greizer, die mir bei meiner Aussage entgegenhalten, dass die Greizer sowieso Bildungsmuffel sind. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Mit neuen Greizer Bürgern kommt vielleicht auch die Lust auf mehr und neue Bildung ins Städtchen. 

Viele ostdeutsche Kommunen zeigen zudem, was man so alles aus den alten Plattenbauten machen kann. Abriss ist doch die letzte Option. Ein wohnenswertes Umfeld lockt vielleicht auch Menschen an, die anderswo arbeiten. Einfach so, weil es hier schön ist. 

Stellt sich nun die Frage, weshalb ich zurückkomme. Ich vermisse ganz einfach meine Heimat. Ich weiß, dass meine Tochter auch wieder eine Arbeit finden wird. Hier ist meine Familie. Hier bin ich frei, wenn ich aus dem Gartentor gehe. 

Eine Bitte habe ich allerdings an die Greizer. Werdet endlich mal weltoffen, lasst Neues zu und besinnt euch auf das, was wir hatten. Beides im Einklang macht unsere Stadt zur Perle des Vogtlandes. Unterstützt die Bemühungen des neuen BM, die Stadt wieder zu einem Schmuckstück werden zu lassen, auch wenn dies einige Zeit braucht. Nehmt Angebote einfach mal an. Schaut, was daraus wird. Seid nicht nur immer negativ. 

Wenn ich in den Herbstferien zu Hause bin, werde ich meine Eindrücke in Bildern hier einstellen. 

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Kerstin Schulz