Nachdenkliches zum 3. Oktober

Eigentlich wollte ich jetzt Staub saugen, doch das muss jetzt warten. Ich MUSS jetzt ganz einfach meine Gedanken hier und vor allem HEUTE niederschreiben.

In der letzten Zeit habe ich viel aus meiner altern Heimatstadt gehört und gelesen. Dann sind mir die Worte Vieler in den Ohren, die ich hier getroffen habe. Alle waren sie sogenannte Ossis. Und alle wollen wieder zurück in die Heimat. So geht es auch uns. In mir schlagen zwei Herzen. Da ist auf der einen Seite mein beschauliches Zuhause vor den Türen der Stadt Greiz. Wie sagt meine Tochter immer so schön, wenn wir über Caselwitz hinab fahren in die Siedlung: "Mama, merkst du, wie man hier frei atmen kann?" Gern will sie wieder zurück, doch dafür braucht sie eine Arbeit. Dann lebt da mein Vater, der mit den Jahren eigentlich immer mehr meine Hilfe braucht. Und am meisten haben mich die Worte meiner Schwiegertochter getroffen, die mir frei heraus gesagt hat, dass sie sich freuen würden, wenn wir wieder nach Hause kommen. 

Das alles ist aber im Moment unmöglich. Ich habe schließlich für meine Mama, die im Wachkoma liegt hier einen Pflegeplatz gefunden. In Greiz war das nicht möglich. Sicher man hat uns Varianten angeboten. Was ich allerdings sah, trieb mir entweder die Tränen in die Augen oder machte mich rasend vor Wut. Unmenschlich, sowohl für die eine wie die andere Seite. Dann bot man uns noch Jena oder Erfurt als Möglichkeit an. Entschuldigung, wie soll ein Mann mit fast 80 Jahren da seine Frau besuchen? Täglich eine Weltreise? Unverschämt!

Wie sieht es denn aus mit den blühenden Landschaften, die uns versprochen wurden? Sehr dürftig. Nun können wir es uns einfach machen und alles der Politik zuschieben, was der falsche Weg ist.

Fakt ist, wir wollten die Freiheit. Die Folge davon ist, längere Arbeitswege, mehr Eigeninitiative. Endlich sollten wir anfangen, unsere Geschicke selbst in die Hand zu nehmen. Statt immer nur aufzuzeigen, was alles nicht geht und wo es überall klemmt, einfach mal loslegen und anfangen. Wir sind nicht unfähiger als andere. Wir müssen uns nur was trauen. Meine Heimat ist eigentlich ein kleines Schätzchen, doch liebe Stadtverantwortliche, setzt euch zusammen mit allen Bürgern der Stadt dafür ein, dass es wieder das wird, was es war. Und liebe Greizer, ob dort oder irgendwo in Deutschland helft mit, statt nur immer die Mängel aufzuzeigen. Packt an, fangt an einer Stelle an, die kleine Stadt wieder lebenswert zu machen. Lasst uns auf unsere Stärken besinnen. 

Der letzte Satz ist gut, doch wenn ich mir überlege, was unsere Stärken sind, fällt mir schon nicht mehr viel ein. Eigentlich nichts. Warum? Weil wir in der letzten Zeit zu viel angeprangert haben, was grundsätzlich nicht falsch ist, aber den Blick für das Schöne immer weiter in den Hintergrund drängt. 

Bei mir läuft jetzt gerade MDR. Autobahnbrücke Pirk. Leute es gibt nicht nur in den Vorzeigestädten Tolles zu berichten. Und jetzt frage ich mich, wo gibt es den Ansatz in Greiz? Solide Investoren in die Stadt ziehen, die Arbeitsplätze schaffen. Ressourcen, wie die Vogtlandhalle nutzen, aus Fehlern lernen und neu orientieren. Vielleicht wäre da auch ein Kulturangebot für junge Menschen möglich? 

Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen und ausbauen. Das wären die ersten Schritte. Step by Step. Aber stetig. Probleme erkennen und benennen, ja. Aber dann nach einer Lösung suchen und ausprobieren. Nur so kann es funktionieren. Kritisch darstellen, aber auch mögliche Lösungen präsentieren. Den Verknöchten Druck machen, nicht durch einzelne, sondern durch die Masse. Das ist unbequem, aber umso schöner, wenn sich der Erfolg einstellt. Wer kann sich gegen eine starke Bürgerinitiative stellen. Medien einbeziehen (Zeitungen, Radio, Fernsehen). 

Bestandsaufnahme. Und dann Lösungskonzept. Unterstützt Ideen wie die FUVee. 

Die, die gegangen sind, sind nicht gegangen, weil sie ihre Heimat nicht lieben, sondern weil sie keine vernünftige Existenz mehr haben, zumindest der überwiegende Teil. 

Wie viele sich engagieren, zeigt meine kleine Eichleite. Hier haben sich Menschen gefunden und den vorhandenen Brunnen zu jeder Zeit schön dekorieren. In Moschwitz und Obergrochlitz strahlen Osterkronen. Immer wieder schön anzusehen. 

Denke ich an Weihnachten, so denke ich auch immer an die schöne Deko, die Nachbarn haben. Mit viel Arbeit und Geld verbunden. Das soll man ruhig mal honorieren. Einfach tolle Menschen. Ich liebe die Menschen meiner Heimat, nur bringen sie mich manchmal zur Verzweiflung, weil sie nicht aktiver oder selbstbewusster sind. Tourismus funktioniert nur mit Reklame, wo auch immer. Ressourcen nutzen und Neues schaffen. 

Hier in NRW wird alles als super, außergewöhnlich etc verkauft. Ein wenig sollten wir davon lernen. Selbst das Oktoberfest ist in Düsseldorf eingezogen. Ist zwar nicht ratsam, das zu imitieren, aber es gibt bei uns andere Möglichkeiten, Leben in die Region zu bringen. Und die Menschen sollten auch Angebote annehmen. Nicht fragen, warum etwas nicht klappen könnte, sondern positiv annehmen.

Ende meiner Gedanken. Abbruch. Ich könnte noch viel mehr schreiben. Will ich aber nicht. Auch behaupte ich nicht, dass alles geordnet ist. Es erfolgte keine Überarbeitung. So wie es mir in den Kopf kam, sprang es in die Tastatur. 

Sentimental, aber voller Hoffnung. Ich wünsche euch allen einen schönen Feiertag. 

Liebe Greizer, nutzt das Neustadtfest, um bei einem oder zwei Gläser Greizer Bier  Lösungen für die Stadt zu finden. Viel Spaß in der Neustadt.

Liebe Grüße vom Rhein an die Perle an der Weißen Elster. 

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Kerstin Schulz