Wann, sag mir wann?

Von Halbherzigkeit und anderen Unzulänglichkeiten

Heute mal kurz und knapp.

Mir kommt es manches Mal so vor, als stehen sich die Greizer wie diese beiden Ziegenböcke gegenüber. Dieser Kindergarten kann schon recht nervig sein. Und ich lasse es mir auch nicht verbieten, meine Meinung zu haben und diese auch öffentlich kundzutun, auch wenn mir dabei Kungelei mit unliebsamen Mitmenschen unterstellt wird. Ich kann noch selbst denken und demzufolge mir auch selbst eine Meinung bilden. Wem das nicht passt, der soll schon jetzt aufhören zu lesen.

Da lese ich, dass eine junge Frau, die ein niedliches kleines Lädchen besitzt, Herzkissen näht. Sie tut das immer dann wenn keine Kunden im Laden sind. Als sie alle fertig hat, nimmt sie ein Video auf, um ihre Kissen stolz zu präsentieren, die sie, genau wie die Nähgruppe an das Krankenhaus in Greiz geben will. Was sie nicht ahnt, statt die Unterstützung zu sehen, erntet sie einen Shitstorm, den sie so nicht erwartet hatte. Die Damen fühlen sich übergangen. Wie bitte? Die Idee stammt von einer dänischen Schwester. Überall in Deutschland gibt es Gruppen oder auch Einzelkämpferinnen, die solche "Herzen gegen Schmerzen" nähen. Unverständlich dieses Benehmen. Als hätte man den Damen ihr Spielzeug weggenommen. Doch die junge Geschäftsfrau hat keine Lust auf das Geplänkel und hat sich schnell ein anderes Krankenhaus gesucht. Sie wollte sich nicht profilieren. Und wenn doch? Eigentlich ist jede Unterstützung in dieser Art und Weise wert, genannt zu werden. 

In der nächsten Runde des Kampfes David gegen Goliath werden Ideen schon als gescheitert angesehen, die noch nicht einmal bis zum ende gedacht werden.Auf den Diskussionsplan kommt die Idee: Wie wäre es, ein Rehazentrum für psychisch-somatische Erkrankungen in Greiz zu etablieren? Nur eine Idee, betont die Geberin. 

Wertung: Nicht realisierbar, Investoren werden nicht gefunden, nur eine Vision, nur eine Utopie.

Ein vorwitziger Zeitgenosse urteilt: "Es ist, wie es immer ist. Die Greizer urteilen wie gehabt." 

Auf meine Nachfrage hin erhalte ich die Antwort. "Des werd doch suwiesu nischt. Das ist doch hier immer die Meinung." Ich kann mir bei derlei Antwort ein Grinsen nicht verkneifen, auch wenn es eigentlich zum Heulen ist.

Nächstes Schlagwort Tourismus fördern. Die Gegend gibt mehr als nur eine Richtung des Tourismus her. Doch wo soll der müde Wandersmann sein müdes Haupt betten? Ganze zwei, nimmt man den Landgasthof außerhalb von Greiz mit dazu, sind es 3 Hotels. Ansonsten Ferienwohnung was nicht jedermanns Geschmack ist. Eine Vogtlandhalle, die zugegebenermaßen eine fantastisches Ambiente für diverse Tagungen und Messen bietet - mag man dazu stehen, wie man will -, um sich aus den vermuteten roten Zahlen zu hangeln, kann auch nur dann auf diese Weise vermarktet werden, wenn Hotels vorhanden sind. Was liest man in den Meinungen. "Die sollen doch erst mal die Ferienwohnungen nutzen." 

Ein Geschäftsmann in einer Ferienwohnung? Keine Bar, keine Lobby? Na, super! 

Ein Mann, der aus Leipzig kam und sich in die Stadt verliebt hat. Er will sein Kapital fruchtbringend in die Stadt investieren. Wenn man ihm nur Steine in den Weg legen würde, wäre das schon nicht gerade das, was man als professionell bezeichnet. Doch weit gefehlt. Ihm werden Gebirge vor die Nase gesetzt. Jede Idee, die er einbringt, wird blockiert. 

Fazit: Tourismus ja, Vogtlandhalle nutzen ja. Übernachtung schaffen? Wofür? 

Meine Mama hätte mir gesagt: "Es wird alles nur mit halben Arsch gemacht." Entschuldigung für den proletenhaften Ausdruck. Aber ich muss sagen, es trifft den Nagel auf den Kopf. 

Und als Zeichen der Halbherzigkeit führe ich noch ein Beispiel an. Das neue Ärtzehaus gegenüber der Sparkasse. Renovierung der Außenfassade total gelungen. Das Elsterhaus ist ein wunderbares Gebäude. Im Erdgeschoss ein Sanitätshaus, da sich ein Orthopäde im Haus befindet, gut durchdacht. Doch jetzt kommt's. Orthopäde bedeutet, dass unter Umständen die Patienten nicht gut laufen können. Zum anderen gibt es in Greiz viele alte Leute. Bekannt ist, dass ältere Leute nicht gerade zu dem Klientel gehören, die gut zu Fuß sind. Doch abgesehen von den drei Kurzzeitparkplätzen vor der Sparkasse sucht der Lahme vergeblich nach einer Möglichkeit sein Vehikel abzustellen. Nun frag ich mich allen Ernstes, wer das Ganze geplant hat? Oder gibt es vielleicht auf dem Dach einen Landeplatz? 

Es ist an der Zeit, dass das, was dieser Stadt gegeben ist, ins richtige Licht gerückt wird. Und da ist es mir völlig egal, wer. 

Fangt endlich mal an und zieht alle an einem Strang. Lasst andere Meinungen zu. Prüft, ob das eine möglich ist, ohne das andere zu vernachlässigen. Dabei seid nicht ihr als Einzelperson gefragt, sondern die Gemeinschaft. Es bringt der Stadt, den Bürgern wenig, wenn sich unausgelastete, nach Erfolg heischende Menschen nur immer sich und ihre Idee als das einzig Wahre sehen. Das tut dem Gemeinwohl nicht gut.

Vielen Dank, dass ihr die Geduld aufgebracht habt und nun am Ende angekommen seid. 

 

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Kerstin Schulz