Die Rache der Wanderhure - Verfilmung fürs Fernsehen

29.02.2012

 

"Die Rache der Wanderhure"


Das war doch eine gelungene Verfilmung des zweiten Teils der Wanderhure. Die Umsetzung der Gesamtsituation erfolgte durch möglichst getreue Darstellung der mittelalterlichen Lage. Gab es da doch durchaus einige Bilder, die den Krieg und dessen Auswirkungen darstellten, die den Magen der Zuschauer auf Stabilität überprüften. Doch genau diese Grausamkeit musste dem Zuschauer vermittelt werden. 

Schonungslos wurde der Zuschauer in das brutale Leben des Mittelalters versetzt.

Die Missachtung der Frau wurde nicht überbewertet, dennoch maßvoll thematisiert.

Mit dem Charakter des Großinquisitors wurde auch die zweifelhafte Rolle der Kirche zur damaligen Zeit hinterfragt. Doch mit der Äbtissin wurde gleichlaufend eine andere Rolle der Kirche dokumentiert. Wer die Rolle der Kirche und sein Verhältnis zu Gott in Frage stellt, der wurde belehrt, dass nicht die Kirche mit dem Sinnbild Gott dem Menschen Schaden zufügt, sondern dass es die Menschen selbst waren und zum Teil auch heute noch sind, die unter dem Deckmantel des Glaubens ihre Macht missbrauchen, um an ihre Ziele zu kommen.

Alexandra Neldel verkörperte die Rolle der Marie Schärer. Sie kam sehr überzeugend rüber. Man nahm ihr die Rolle ab. Sehr gekonnt war die Mischung von liebevoller Mutter, verführerischer Geliebten und kampfbereiter Frau. 

Als Frau, die das Gewerbe der Huren kannte, nahm sie all ihren Mut zusammen um die im Lager befindlichen Huren zu retten. Wie bereits im ersten Teil so stellte Marie auch in diesem Teil unter Beweis, dass Frauenpower in dieser Zeit vonnöten war. Das Aufbäumen gegen bestehende Klischees mit der matriarchaischen Kraft, die nur dann mit Gewalt vorgeht, wenn andere Vorgehensweisen scheitern, wurde durch Maries Vorgehen verkörpert.

Die Kulisse, die für den Film gewählt wurde, war das Quentchen, das den Film abrundete. 

Stellt man sich die Frage nach dem Sinn des Filmes, so komme ich zu der Erkenntnis, dass die Autoren die Frage nach der Macht im Mittelalter beantwortet haben. Warum? Ganz einfach. Das Patriarchat bevorzugt das Mittel des Krieges zur Umsetzung seiner Ziele. Die weibliche und clevere Lösung ist der Kompromiss und das Verhandlungsgeschick. Kräfte messen ist nicht die Natur der Frau. Leben sichern und Erhalten sind schon durch die biologische Rolle der Frau vorgegeben. 

Der deutsche Film hat mit dieser Verfilmung einmal unter Beweis gestellt, dass man auch in Deutschland gute und durchaus Hollywood-reife Filme drehen kann. Weitere Verfilmungen der Marie- Romane sollten ins auge gefasst werden. Doch würde ich mich freuen, wenn man bei der nächsten Verfilmung nicht wieder so lange wartet. 

 

 

Kerstin Schulz

 

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Kerstin Schulz