Peter Schwindt: "Lebenslang"

Können Verbrechen - besonders an Kindern - gesühnt werden?

Bibliografisches:

  • ·         erschienen im November 2011 im Piper Verlag München
  • ·         umfasst 281 Seiten

 

Zum Autor:

1964 geboren, lebt Peter Schwindt in Frankfurt/Main. Zu seinem Tätigkeitsbereich gehören Übersetzungen und Redaktionsarbeit. Bekannt wurde der Autor durch zahlreiche Jugendromane und Drehbücher. „Lebenslang“ ist sein zweiter Thriller für Erwachsene.

 

Zum Inhalt:

Es ist der Tag der Eröffnung der Fußball-WM. Gemeinsam mit Freunden wollen Astrid und Fabian Steilberg diesen Tag bei einer Grillparty genießen. Zuvor soll Tochter Julia noch schnell ein paar vergessene Dinge aus dem Supermarkt holen, der nicht weit vom Elternhaus entfernt ist. Julia ist 10 Jahre und die Aufgabe stellt für sie keine große Herausforderung dar. Die Gäste trudeln nacheinander ein. Doch Julia scheint sich zu vertrödeln. Je länger sie jedoch ausbleibt desto ängstlicher werden ihre Eltern. Auch die Suche bleibt erfolglos. Panik steigt auf. Die Polizei wird alarmiert und es wird das, was jeder ahnte zur schrecklichen Gewissheit. Julia wurde ermordet. Die Suche nach dem Mörder beginnt und nicht nur die Eltern Steilberg scheinen an diesem Verbrechen und den Fragen nach dem Warum zu zerbrechen. Schreckliche Geheimnisse werden gelüftet. Recht schnell ist der Mörder dann auch im engeren Familienkreis gefunden und wird seiner gerechten Strafe zugeführt. Doch für die Eltern ist auch nach 20 Jahren noch an kein Vergessen zu denken. Und so wird Fabian Steilberg zum Rächer seiner Tochter, obwohl er weiß, dass es nie für ihn eine angemessene Rache geben wird.

 

Sprachliche Gestaltung und Umsetzung des Themas:

Kindermord, Kinderschändung – das sind Verbrechen, die selbst hart gesottene Polizisten nicht unberührt lassen. Doch wie sieht es mit den Angehörigen aus. Kann die Justiz eine angemessene Strafe finden? Können Eltern jemals einem Täter verzeihen? Diese inhaltliche Auseinandersetzung steht im Mittelpunkt des Thrillers von Schwindt.

Die Notwendigkeit, sich selbst an dem Täter zu rächen, und somit endlich Genugtuung zu finden oder selbst zum Täter zu werden, sind die zentralen Fragen, auf die der Autor versucht eine Antwort zu geben. Dabei geht er nicht nur auf die Familie des Opfers ein, sondern er beleuchtet auch die Seite der ermittelnden Behörden. Dabei wird dem Leser klar, dass es sich bei der Polizei auch um Menschen mit Gefühlen handelt, die bei solch grausamen Taten an den Rand ihrer Kräfte geraten.

Schwindt versucht mit Spannung und Einfühlungsvermögen die Thematik allumfassend zu bearbeiten. Der Leser erfährt jedoch erst gegen Ende des Buches, wo sich die ermittelnde Behörde befindet. Dieser zweite Handlungsstrang scheint vollständig aus dem eigentlichen roten Faden zu laufen. Somit wird die Bedeutung vom Leser verdrängt, da die Ereignisse rund um die ehemalige Polizistin Yvonne scheinbar aus dem Inhalt losgelöst sind.

Der Leser kann sich sehr gut in die Situation der leidgeprüften Eltern hineinversetzen. Werden doch die Gefühle und die Handlungen sehr einfach aber doch so beschrieben, dass der Rezipient in die Handlung eintaucht.

Hingegen wird sehr schnell beim Lesen klar, weshalb das entsprechende Cover gewählt wurde. Hier ist es gelungen eine Einheit von Inhalt und Cover zu schaffen.

 

Eigene Meinung:

Es ist wohl das Schlimmste, was Eltern passieren kann: Das eigene, geliebte Kind wird brutal ermordet. Die Eltern stehen Höllenqualen aus. Und dann stellt sich heraus, dass der Mörder auch noch aus der eigenen Familie oder dem engsten Freundeskreis kommt.

Der Autor Schwindt hat mich mit dem Buch zwar gefesselt, dennoch sehe ich keine thrillerhaften Merkmale gegeben. Vielmehr sollte das Buch in einem anderen Genre platziert werden. Der Wechsel der Handlung, die sich um die erkrankte Polizistin Yvonne drehen, hat mich beim Lesen eher verwirrt und war der Moment, wo ich geneigt war, das Buch zur Seite zu legen. Der Zusammenhang hätte früher im Buch dargelegt werden müssen, ohne dabei auf die Spannung zu verzichten.

Der Titel „Lebenslang“ findet in der Abrundung des Buches seine Berechtigung. Dem Leser wird klar, was in diesem Zusammenhang lebenslang bedeutet. 

 

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Kerstin Schulz